Königsmörder küsst man nicht

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Operettical
Buch und Gesangstexte von Claus Martin

Musik von Jacques Offenbach und Johann Strauss

„Hamlet“ bildet das Grundgerüst für diese wilde Shakespeare-Persiflage im Monty-Python-Stil. Dem Wesen der Persiflage entsprechend werden dabei die Figuren größtenteils teilweise ins Groteske überzeichnet, teilweise tauchen auch Figuren aus anderen Shakespeare-Stücken auf, oder frei erfundene neue Figuren geben der Handlung eine unerwartete Richtung.

Schon die Wahl einer der finstersten Tragödien der Weltliteratur als Gegenstand der Persiflage macht deutlich, dass Parodie und schwarzer Humor die bestimmenden Elemente dieser frechen Komödie sind. Die Spielweise orientiert sich an den Techniken des Elisabethanischen Theaters bzw. der italienischen Commedia dell’arte und ist gewissermaßen in der Grundanlage des Stückes bereits enthalten: Die etwa 20 Rollen verteilen sich auf nur vier Darsteller, von denen jeder also in schnellem Wechsel mehrere Rollen spielen muß. Daraus ergibt sich ein hohes Tempo sowie eine starke Betonung des spielerischen Aspekts: Durch die notwendigen sehr schnellen Umzüge ist jede Form von „naturalistischem“ Theater von vornherein unmöglich, der Vorgang der Verkleidung kann und soll dem Zuschauer nicht verborgen werden (insbesondere da die Rollen teilweise geschlechterübergreifend angelegt sind, so daß gelegentlich Frauen auch Männer spielen und umgekehrt).

Das Stück trägt die Gattungsbezeichnung „Operettical“: Wie in Musical und Operette gipfeln die Szenen mit gesprochenen Dialogen jeweils in gesungenen Musiknummern. Während aber die Textgestalt völlig neu ist und sich nur parodistisch auf Shakespeare bezieht, wurde bei der Musik ausschließlich auf bestehende Musik aus dem Bereich der klassischen Operette zurückgegriffen (hauptsächlich Jacques Offenbach sowie zwei Nummern von Johann Strauss). Diese Musiknummern wurden jedoch nicht lediglich als Zitate eingebaut, sondern mit völlig neuen Texten versehen, so daß sich für den Zuhörer der Eindruck eines eigenständigen Stückes mit eigens dafür komponierten Musiknummern ergibt.

Ausgangspunkt war folgende Überlegung: Offenbach hat wunderbare, spritzige, sehr freche Operetten geschrieben (die ja thematisch auch des öftere Klassikerparodien waren). Leider geht durch die entsetzlich altbackenen Übersetzungen, die in Deutschland benutzt werden, diese Qualität meist verloren, so daß Offenbachs Meisterwerke in Deutschland in der Regel bieder und langweilig wirken. Claus Martins neue Texte sind hingegen deutsche Originaltexte, sie funktionieren in der deutschen Sprache und werden gerade dadurch Offenbachs Originalen häufig gerechter als das gedrechselte Libretto-Deutsch gängiger Übersetzungen. Während Offenbach-Komödien üblicherweise allenfalls ein genügsames Schmunzeln hervorrufen, erreicht man mit diesem Stück Offenbachs eigentliches Ziel: Das Publikum lacht sich schlapp.